Recht

ACHTUNG BETRUG! Eberhardt & Partner Rechtsanwälte

Verkauf aus Insolvenzmasse der SSD Technic GmbH von Eberhardt & Partner Rechtsanwälte ist Betrug

Haben Sie kürzlich ein Angebot von der Rechtsanwaltskanzlei Eberhardt & Partner Rechtsanwälte erhalten, die Objekte aus einer Insolvenzmasse zu attraktiven Preisen veräußern möchte? Dann gehen Sie darauf nicht ein! Es handelt sich um einen Betrug! Vielleicht heißen die Anwälte oder Unternehmen bei Ihnen auch anders. Hier erfahren Sie dennoch, wie Sie die Fakes identifizieren können.

Fake-Identität – aber auf höchstem Level

Nun könnte man meinen, wo ist der Witz? Spam-Mails dieser Art kommen doch täglich rein. Rechtsanwälte, die einem das Erbe einer Tante aus den USA auszahlen wollen, Notare, die eine Urkunde in einem Nachlass entdeckt haben oder eben Insolvenzverwalter, die Hightech zu echt guten Preisen zu veräußern haben.

Das Besondere, das Neue ist, dass die gesamte Ansprache von der Mail, über die im Anhang befindlichen Dokumente inkl. Ausfertigung vom Amtsgericht über den Internetauftritt (ohne Tippfehler, im typischen Anwaltsjargon, mit ordentlichem Impressum und Datenschutz) DOWNLOAD-LINK, bis zum Anrufbeantworter und letztlich sogar einem persönlichen Telefonat mit dem Rechtsanwalt: Alles ist täuschend echt und absolut überzeugend!
Auch das angeblich insolvente Unternehmen gibt es an dem genannten Standort.

Alles, was einem dort vorgesetzt wird, ist als Fake unmöglich zu erkennen. Die einzige Chance ist eine tiefergehende Recherche. Doch warum recherchieren, wenn alles absolut seriös wirkt und der Absender eine augenscheinlich unbestechliche Vertrauensperson ist?

eMail des Fake-Insolvenzverwalters RA-Kanzlei Eberhardt
eMail des Fake-Insolvenzverwalters RA-Kanzlei Eberhardt

Ein echtes Schnäppchen!

Die Angebote aus der Insolvenzmasse sind überaus attraktiv, aber nicht so überzogen, dass man stutzig werden könnte.

Die psychologische Manipulation funktioniert bestmöglich:

  • Rechtsanwalt: schafft vertrauen
  • Dokumente & Web: alles wirkt absolut echt und vertrauenswürdig. Fake & Spam hat nicht diese Qualität
  • Deutsch: Alle Kontakte und Angaben beziehen sich auf Deutschland
  • Insolvenz: Das Thema rechtfertigt den guten Preis
  • Gier: die Preise sind gut, das Gut ist knapp. Wer erkennt, was für ein Schnäppchen ihm da ins Haus geflattert ist, der weiß auch, dass er nun schnell handeln muss
Internetauftritt des Fake-Insolvenzverwalters RA-Kanzlei Eberhardt
Internetauftritt des Fake-Insolvenzverwalters RA-Kanzlei Eberhardt

Trotz Gier und Zeitdruck einen kühlen Kopf behalten

So geht’s: auch die besten Fakes enttarnen

Genaues lesen der Inhalte, Prüfen der Dokumente, Checken des Internetauftritts des Insolvenzverwalters und des Vorhandenseins des insolventen Unternehmens – all das hilft in diesem Fall nicht weiter! Doch wie kann man dem Fake dennoch auf die Schliche kommen? So funktioniert das:

  1. Einfache Websuche: die schlichte Namenssuche nach der angeblichen Kanzlei oder dem angeblich insolventen Unternehmen ist wie man in diesem Fall sieht, die schlechteste Sicherheitsprüfung, kann aber dennoch schnell erleuchtend sein, weil hierüber auch die Webseiten auftauchen sollten, die über den Betrug bereits berichten. Insbesondere der Zusatz Betrug in der Suchanfrage ist dann hilfreich. So führt die Suchanfrage „Eberhardt & Partner Rechtsanwälte Betrug“ diesen Artikel direkt auf Seite 1 bei google und bing auf.
  2. Bundesweites Amtliches Anwaltsverzeichnis: Da es sich bei diesem Fake um einen angeblichen RA handelt, ist es relativ einfach, denn ein RA muss eingetragen sein: LINK
  3. Handelsregister & Co: Ist das Unternehmen im Handelsregister oder anderen Portalen wie »North Data« oder »CompanyHouse« etc. zu finden UND ist dort auch tatsächlich eine Insolvenz bekannt gemacht worden?
  4. Alter der Website: Die Fake-Website wird sich wahrscheinlich maximal wenige Wochen halten, bevor sie aufgrund erster Anzeigen per Gericht ausgeschaltet wird. Eine Fake-Website ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals alt. Überprüfen lässt sich das Datum des SSL-Zertifikat in der Browserleiste oder der gesamte Internetauftritt über archiv.org, der Zeitmaschine des Internets.
  5. Bilder Inverssuche: Suchmaschinen wie Google, Bing, Yandex bieten eine Rückwärtssuche. Erscheinen die Portraitfotos der angeblichen Anwälte auch auf anderen Webseiten? Nur bedingt hilfreich, denn es könnten auch reine KI-Bilder sein
  6. PDF-Metadaten: mit welchem Tool wurde das angehängte PDF erstellt. Wenn wie in diesem Fall mit einem Online-Tool wie iLovePDF, dann ist das ein echter Hinweis auf Fake
  7. Social Media: Tauchen die Anwälte noch woanders auf? Bspw. LinkedIN, Xing – nur bedingt hilfreich: tauchen sie nicht auf, heißt das nichts, tauchen sie auf, könnten auch das Fakes sein

Der nächste Fake funktioniert anders

Mit diesem Fake haben wir wieder etwas gelernt. Fake-Profile nehmen (wahrscheinlich durch die Hilfe von KI) an Qualität zu. Das Problem ist, dass der nächste Fake wieder anders aussehen wird als dieser. Man stelle sich vor, die Rechtsanwaltskanzlei wäre kein Fake, sondern Identitätsdiebstahl gewesen und als Insolvenz hätte man ein Unternehmen genommen, welches tatsächlich gerade in der Insolvenz wäre…?

KI kämpft gegen KI

Wie viel KI zum Erstellen dieses kompletten Fake-Profils zum Einsatz kam, können wir nicht wissen. Sicher ist, dass KI massiv dabei helfen kann, Fake-Profile zu erstellen, denn nichts kann KI besser, als durch und durch typische Inhalte zu generieren.

Aber auch Sie können mit der KI zum Gegenangriff antreten. Nennen Sie bspw. eine KI-Suchmaschine wie perplexit.ai die potentielle Fake-Domain und bitten die KI, diese auf Plausibilität zu prüfen.

Wortfilter.de

Über diesen Fall berichtete zuvor bereits wortfilter.de. Ich entschloss mich dennoch, schnell einen ähnlichen Artikel zu schreiben, denn je mehr Informationen zu dem Vorfall im Web erhältlich sind, um so besser werden diese über die klassischen Suchmaschinen wie Google, Bing & Co. als Fake gelistet und andere Empfänger dieser Fake-Angebote gewarnt.

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