Wenn du schon alles über „Staingate“ weißt und nur schnell die beste Lösung für das Problem erfahren möchtest, gehe direkt zum Abschnitt  >>> Die Lösung.

Ausgerechnet Apple

Es ist schon ein dicker Hund, dass sich ausgerechnet die Display-Beschichtung der hochwertigsten, teuersten und edelsten Laptop-Marke auf dem Markt ablöst. Kein anderer Hersteller scheint von diesem Problem betroffen zu sein. Man kann sich nicht einmal darauf verlassen, dass neuere MacBooks nicht mehr von diesem Problem betroffen sind, denn offiziell hat Apple sich nie dazu geäußert, dass das Problem eliminiert worden wäre.

Was ist Staingate? – Ursprung, betroffene Modelle und warum fast nur MacBooks betroffen sind

„Staingate“ bezeichnet das weitverbreitete Problem, bei dem sich die Antireflex-Beschichtung auf MacBook-Displays nach einiger Zeit ablöst und unschöne Flecken oder Schlieren hinterlässt. Der Begriff setzt sich aus dem englischen Wort stain (Fleck) und der Endung -gate zusammen, die seit dem Watergate-Skandal als Synonym für größere Skandale steht. Besonders betroffen sind MacBook Pro Modelle von 2013 bis 2017, vereinzelt auch spätere Retina-MacBooks und MacBook Airs.

Warum fast ausschließlich Apple-Laptops betroffen sind:

• Apple trug die Antireflex-Beschichtung direkt auf das Displayglas auf, was sie besonders anfällig für Umwelteinflüsse und Reinigungsfehler machte.
• Bei anderen Marken ist das Problem in diesem Ausmaß kaum dokumentiert; „Staingate“ gilt als Apple-spezifisches Phänomen.

Listerine gegen Staingate? Warum dieser Internet-Tipp nicht überzeugt

Im Internet kursiert hartnäckig der Tipp, die Flecken mit Listerine (alkoholhaltige Mundspülung) zu entfernen. Nach genauerer Betrachtung und Selbstversuch zeigt sich jedoch:

• Listerine enthält zwar Alkohol, aber auch viele Zusätze, die keinen Vorteil bringen.
• Die Reinigungswirkung ist schwach (da der Anteil des Alkohols gering ist) und der Effekt auf die Beschichtung minimal.
• Der Tipp hat sich als Internet-Mythos verbreitet, ohne dass er wirklich hilft.
• Sogar populäre Webseiten wie iFixit und Heise Online verbreiten weiterhin diesen Mythos
• Wahrscheinlich hat sich irgendwann mal irgendein Schlaumeier gedacht: was so im Mund brennt, muss auch auf eine Displaybeschichtung ätzend wirken.
• Dieser Mythos ist damit ganz nebenbei auch ein wunderbares Beispiel dafür, wie durch das Verbreiten von unqualifizierten Ratschlägen diese für KI-Suchmaschinen zur neuen Wahrheit wird.

Fazit: Listerine ist für die Entfernung der Antireflex-Beschichtung ungeeignet. Es funktioniert zwar letztendlich, aber es ist einfach ineffektiv und damit nicht sinnvoll.

Die Lösung

Die wirksamste Methode: Mischung aus Isopropanol und Essigsäure

Nach zahlreichen Versuchen hat sich folgende Mixtur als besonders effektiv erwiesen:

• 50 % Isopropanol (100 % Reinheit) oder reiner Bioethanol
• 50 % Essigsäure (weiß, 25 %)
• Der Alkohol (Probanol/Ethanol) dient als Lösungsmittel und Fettlöser der schnell und rückstandslos verdunstet, die Essigsäure wirkt ätzend und beschleunigt die chemische Auflösung der Beschichtung
• Der im Web weit verbreitete Tipp mit dem Mundwässerchen „Listerine“ ist ein Mythos, der sich zum Schneeball entwickelt hat

So gehst du vor:

• Lege das Macbook auf ein weiches Tuch mit dem Display nach unten und klappe die Tastatur nach oben auf 90° auf
• Drehe die Helligkeit ganz herunter. Auf dem schwarzen Display lassen sich die Flecken und damit der Fortschritt der Entfernung am besten beurteilen
• Du kannst den Mac auch ganz ausschalten. Ich würde ihn jedoch an lassen, um immer wieder zwischendurch die Helligkeit hochzudrehen, um das Monitorbild betrachten zu können, um sicherzustellen, dass kein Schaden entsteht
• Beide Flüssigkeiten im Verhältnis 1:1 mischen.
• Mit einem sauberen Mikrofasertuch die Lösung aufnehmen. Das geht bspw. gut mit einer Einwegspritze
• Mit sanftem Druck und kreisenden Bewegungen die gesamte Bildschirmoberfläche bearbeiten.
• Nicht zu viel Flüssigkeit verwenden. Diese soll nicht auf dem Display verflaufen
• Besonders am Displayrand aufpassen. Ist die Gummidichtung bereits porös, kann die Flüssigkeit hinter das Display laufen
• Insbesondere der Essig in der Mixtur kann die Gummidichtung angreifen
• Geduld ist gefragt: Je nach Zustand der Beschichtung kann der Vorgang einige Zeit dauern. Insgesamt kannst du locker 1 Std. kreisende Bewegungen einplanen
• Am Ende oder auch wenn du eine längere Arbeitspause einlegen möchtest, solltest du mit einem nur mit Wasser leicht befeuchteten Mikrofasertuch die Rückstände der Reinigungslösung entfernen und mit einem weiteren, trocknen Mikrofasertuch trockenreiben, denn die Essigsäure ist sehr ätzend und könnte Materialien des Macbooks angreifen.

Diese Kombination löst sowohl fettige als auch chemisch widerstandsfähige Rückstände der Beschichtung zuverlässig.

Wichtig: Gefahren und Vorsichtsmaßnahmen beim Entfernen der Beschichtung

Das Entfernen der Antireflex-Beschichtung ist nicht ohne Risiko. Beachte unbedingt folgende Hinweise:

• Essigsäure kann Gummidichtungen und Kunststoffteile angreifen.
• Ist die Gummidichtung bereits porös oder beschädigt, kann Flüssigkeit hinter das Display laufen und dort Schäden verursachen.
• Immer mit sehr wenig Flüssigkeit und nur auf dem Glas arbeiten, Ränder und Dichtungen möglichst aussparen oder an den Rändern nur mit Alkohol ohne Essig arbeiten.
• Gummihandschuhe tragen: Die Mischung ist hautreizend und kann Verätzungen verursachen. Auch die Displayschicht soll sehr ungesund sein und kann in Alkohol gelöst über die Haut in den Körper eindringen
• Für gute Belüftung sorgen und Kontakt mit Augen und Schleimhäuten vermeiden.
• Keine Scheuermittel, Ceranfeldreiniger oder aggressive Polituren verwenden – sie verursachen Kratzer im Glas.

Nach der Reinigung: Spiegelndes Display?

Nach vollständiger Entfernung der Antireflex-Beschichtung ist das Display-Glas ungeschützt:

• Das Display spiegelt nun etwas stärker als im Originalzustand
• Aber riesengroß ist der Unterschied auch nicht gerade und allemal besser, als die hässlichen Staingate-Flecken
• Die ursprüngliche Entspiegelung lässt sich nicht wiederherstellen, nur durch Austausch des Displays
• Wenn dich die Spiegelungen auf den glänzenden MacBook-Bildschirmen immer schon gestört haben, werden sie dich jetzt erst recht stören. Dann kannst du mit einer Displayfolie nachhelfen.
• Wenn dich die Spiegelungen nur selten gestört haben und dir Brillanz immer wichtiger war als Antireflexion, dann kommst du mit der neuen Spiegelung auch klar und wirst dich einfach nur freuen, wie glatt und klar dein Display nun ist!

Anwendung auf eigene Gefahr

Die hier beschriebene Methode ist ein radikaler Reparaturversuch für ein kosmetisches Problem. Sie erfolgt auf eigene Verantwortung. Schäden am Display, an Dichtungen oder anderen Bauteilen sind möglich und nicht ausgeschlossen. Wer sich unsicher ist, sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Aber! Wenn du Geduld und Durchhaltevermögen hast und behutsam vorgehst, hast du danach ein Display wie neu. So glatt und glänzend wie du es wahrscheinlich seit Jahren nicht mehr gesehen hast.

Viel Erfolg!