Die Müllberge in den Bielefelder Parks wie Nordpark, Bürgerpark, Ravensberger Park und andere werden immer drastischer. Selbst die von der Stadt zusätzlich aufgestellten großen Mülleimer kommen nicht gegen die Müllberge an. Menschen erklären die Parks in der Nacht zur Partymeile, bestellen sich sogar Pizzen in den Park und lassen den Verpackungsmüll zurück.
Wer sich morgens in die Bielefelder Parks begibt – und dies sind überwiegend Jogger oder Hundebesitzer aller Altersklassen, junge Eltern mit kleinen Kindern oder Rentner – den tut sich oftmals ein verstörendes Bild auf und zwar ein völlig anderes, als eben jenen Besuchern, die dieses verstörende Bild am anderen Ende des Tages verursachen.
Allnächtlich – und natürlich besonders am Wochenende – rollt eine Müll-Lawine durch die Bielefelder Parks wie es sie noch vor einigen Jahren nicht gab. Menschen, die ihren Müll achtlos auf die Straße oder gar in die Natur werfen – okay – die gab es immer schon, aber die Partygesellschaft, die abends mit vollen Taschen in die Parks kommen und mit leeren nach Hause gehen, hat eine neue Qualität erreicht, die mich persönlich fassungslos macht.
Das gemeine dabei: abends sind die Parks weitestgehend entmüllt. Die Verursacher können sich eines müllfreien Parks erfreuen und diesen nach belieben zumüllen. Bürger die die Parks morgens und über den Tag nutzen, werden mit den zugemüllten Parks konfrontiert, obgleich sie mit großer Wahrscheinlichkeit zu den Fassungslosen und nicht zu den Verursachern gehören, da letztere zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch – provokant formuliert – ihren Rausch ausschlafen.
Die Müll-Gesellschaft:
Warum wird die Situation immer schlimmer?
Hierfür gibt es diverse Gründe:
- Die Möglichkeit, in nahe gelegenen Läden sogenannte „To-Go Produkte“ kaufen zu können wie Getränke in Wegwerfbehältern oder Fastfood – und das alles immer öfter auch zu später Stunde.
- Sogar der Lieferservice von Pizzabuden & Co. beliefert die Kundschaft ohne Anschrift direkt in die Parks.
- Der Rest der Gesellschaft nimmt dieses Verhalten zwar mit innerem Groll wahr, ist jedoch immer seltener dazu bereit, dies mit Zivilcourage zu äußern, da die Resonanz darauf immer aggressiver wird.
- Die mangelnde Gegenwehr der Gesellschaft führt dazu, dass dieses asoziale Verhalten sich immer mehr in bestimmten Kreisen etabliert.
Die Müll-Gesellschaft:
Wer sind die Menschen, die diesen Müll verursachen?
Alles mitbringen, nichts wieder mitnehmen, gemeinschaftlichen Raum hemmungslos zumüllen oder zerstören, maßlose Lautstärke bis in die Morgenstunden vor den Haustüren der Anwohner und sofortige hohe Aggressivität bei Kritik auf dieses Verhalten – wie ist das zu erklären und was für Menschen verbergen sich eigentlich dahinter?
Grundsätzlich befinden wir uns in einer Zeit immer mehr zunehmenden Egoismusses, eine Welt voller Egozentriker. Die Ursachen hierfür zu analysieren, wäre wiederum ein kompletter Artikel (mindestens), weshalb ich diese steile These einfach mal argumentationslos im Raum stehen lasse und schlicht behaupte, für dieses Verhalten sei eine ordentliche Portion Egoismus unabdingbar.
Darüber hinaus dachte ich lange Zeit, es müsse sich hierbei um sogenannte „bildungsferne Schichten“ handeln, Menschen mit wenig in der Birne, Machos mit weißen Jogginghosen und Goldkettchen, sofern männlich und Tussen mit langen rosa Fingernägeln und Arschgeweih, sofern weiblich. Aber so einfach war es nicht. Spätestens das Campus-Festival der UNI Bielefeld im Juni 2022 öffnete mir die Augen. In dieser Nacht fegte über den Bürgerpark und anderen campusnahen Grünstreifen die größte Müll-Lawine des Jahres hinweg (die regionale Presse berichtete: LINK). Der Täter ist zwischen 16 und 28 Jahre alt, ist in mindestens zwei Geschlechtern gleich gut vertreten und zu 60 bis 70 % nicht bildungsfern, sondern vielmehr aus finanziell gut ausgestattetem Haus, antiautoritär von Helikoptereltern erzogen und zu einem perfekten Egomanen mit komplexem Krankheitsbild ausgebildet. Aber Moment mal – ist das nicht auch die Generation Friday for Future? Ist das nicht die Generation, die ihren Erzeugern und Großeltern die Zerstörung des Planeten Erde vorwirft???
Abfallbehälter in Bielefelder Parkanlagen
Warum werden nicht mehr und größere Mülltonnen aufgestellt?
In der regionalen Presse werden Parkbesucher und Anwohner damit zitiert, dass sie empörend ihr Unverständnis darüber äußern, dass die Stadt nicht für mehr und größere Abfallbehälter sorgt. Doch vielerorts sind die Parks bereits mit großen schwarzen Kunststoffmülltonnen zu den üblichen kleinen, verzinkten Abfallbehältern neben Parkbänken erweitert worden, Kolonnen von Saubermachern maschieren drei Mal die Woche durch die Parks. Doch eine Vermüllung unserer öffentlichen Plätze und Parks durch einen egoman-aggressiven Teil unserer Gesellschaft lässt sich nicht mit größeren Mülltonnen bannen.
Immerhin bringt ja ein Großteil der nächtlichen Parkbesucher seinen Müll tatsächlich noch zum nächsten Mülleimer. Aber da enden dann auch schon die kognitiven Fähigkeiten. Niemand kommt anscheinend auf die Idee, dass man den Müll, den man angeschleppt hat, auch wieder mitnehmen könnte. Und niemanden fällt beim Anblick der überquellenen Mülleimer auf, was für Unmengen an schäbigen Müll er mit diesem Fastfood und Wegwerfartikeln produziert; niemand erinnert sich anscheinend mehr daran, wie stilvoll Essen im Park einmal sein konnte – mit einem Picknick-Korb mit Obstmesser, Käse, Wurst und Wein. Wie schön – aber junge Menschen mit Picknickkorb, die sich Essen zubereiten können, gibt es anscheinend nur noch in inszenierten Fotos aus der Werbewelt:
Die Wirklichkeit sieht leider ganz anders aus
Die Müll-Gesellschaft:
Wird die Gesellschaft denn wirklich immer asozialer?
Die ehrliche, kurze Antwort: ich fürchte, ja. Als die Friday For Future Jugendlichen begannen auf die Straße zu gehen, war ich tatsächlich etwas überrascht. Bis dahin hatte ich gedacht, dieser Generation ist so ziemlich alles egal, Hauptsache der Konsum stimmt. Ich hatte mich geirrt. Da wuchs augenscheinlich eine Generation heran, die sich Gedanken und Sorgen machte. Aber wie gehören diese beiden Verhaltensweisen nun zusammen? Ist die Generation gespalten in Besorgte um die Zukunft und Ego-Dumpfbacken? Oder sind es die selben Menschen, die nur den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Plastikmüll im Park nicht überschauen können – genauso wie sie ihre Eltern für den fetten BMW SUV verurteilen, aber selber alle 2 Jahre ein neues iPhone benötigen?
Eine Antwort
Es freut mich, dass offenbar auch andere Menschen der zunehmenden Vermüllung des öffentlichen Raums fassungslos gegenüberstehen und sie entsprechend thematisieren.
Ich persönlich halte Formulierungen wie „Menschen, die ihren Müll ACHTLOS auf die Straße oder gar in die Natur werfen …“ sogar noch für verharmlosend. Häufig werden Essensreste, Zigarettenstummel, Plastikabfälle, Einweg-Verpackungen und – neuester Trend – Gesichtsmasken allüberall ganz BEWUSST in der Umwelt entsorgt, was man daran sieht, dass der Müll oft nicht mitten auf dem Weg liegt, sondern ’schuldbewusst‘ an den Wegesrand befördert oder in Hecken gesteckt wurde (und somit sogar noch schwerer wieder zu entfernen ist). Dem Täter ist also sehr wohl bewusst, dass sein Verhalten eigentlich inakzeptabel ist, weshalb er sich einredet, am Wegesrand unter Laub versteckter Müll sei irgendwie harmloser als auffällig in der Mitte liegender.
Auch wenn es ein Kampf gegen Windmühlen ist, versuchte ich selbst schon des Öfteren, auf das Problem aufmerksam zu machen:
https://peakd.com/deutsch/@jaki01/vermuellung-ein-immer-groesser-werdendes-problem-auch-in-deutschland
https://peakd.com/environmentalism/@jaki01/littering-in-my-surroundings-and-e-mail-to-the-political-parties-vermuellung-in-meiner-umgebung-und-e-mail-an-die-politischen
https://peakd.com/cleanplanet/@jaki01/germany-is-getting-so-dirty-deutschland-wird-immer-vermuellter