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Waldsterben
Letzte Aktualisierung: 14.10.2024

Bielefeld: Der Teutoburger Wald stirbt

Im Schatten von Corona COVID19 geht leider eine ganz andere Katastrophe völlig unter, die noch kurz vor Corona durchaus ein beachtliches Thema war: Das Waldsterben des Teutoburger Waldes. Die letzten beiden extrem trockenen Sommer haben unseren Wäldern – und so auch dem Teutoburger Wald – kräftig zugesetzt. Nun hat es den Anschein, dass auch das Jahr 2020 wieder ein trockenes Jahr wird, bzw. bis zum heutigen Tage bereits eines ist. Dem Teutoburger Wald geht die Puste aus und das ist nicht mehr zu übersehen.

Teutoburger Wald abgeholzt

Geschlossene Geschäfte und Restaurants, keine Freizeitangebote, Ausgangs- und Kontaktsperren – die vielen drastischen Corona-Maßnahmen haben diesen Frühling viele Bielefelder in den Teutoburger Wald getrieben. Selbst Menschen, die eigentlich nie Waldspaziergänge machten, waren nun dort anzutreffen. Seltenen Waldbesuchern ist möglicherweise nicht einmal aufgefallen, dass das, was sich dort gerade tut, nicht normal ist, dass der Teutoburger Wald noch zwei Jahre zuvor nicht so aussah, wie er jetzt aussieht.

Forschungsergebisse der TU München

  • 2018 zeigten Bilder der beiden Satelliten Terra Modis und Terra Aqua laut der Forschungsergebnisse von Alan Buras, TU München, dass bei 1/3 der deutschen Wälder der spektrale Grünton abnimmt. Ein Anzeichen dafür, dass die Bäume unter Trockenstress stehen. Diese Bäume sind besonders anfällig für den Schädlingsbefall (Borkenkäfer). Dies ist der schlimmste Zustand seit 20 Jahren.

  • 250.000 ha Wald sind in Deutschland allein in den Vergangenen 2 Jahren abgestorben. Das sind 2 % der gesamten 11,4 Millionen ha.

  • Insbesondere die abgestorbenen Waldbestände sind eine Gefahr für die Vermehrung des Borkenkäfers und für eine erhöhte Waldbrandgefahr.

  • Neben dem globalen Klima sorgen die Wälder für ein Mikroklima. In den Wäldern ist es feuchter und kühler. Dieses Mikroklima ist teilweise so ausgeprägt, dass die Feuchtigkeit des Waldes verdunstet und erneut abregnet. Ab einer gewissen Ausdünnung der Wälder kommt dieses Mikroklima zum erliegen. Das Ergebnis ist eine Potenzierung der Trockenheit.
Bielefeld: Der Teutoburger Wald stirbt
Bielefeld: Der Teutoburger Wald stirbt

Waldsterben Teutoburger Wald

Saurer Regen, Borkenkäfer, Trockenheit

Der Natur wurde schon mehrmals das große Waldsterben vorausgesagt. Wer bereits in den 80er Jahren alt genug war, um die Fernsehnachrichten aufzunehmen, wird sich erinnern, wie erstmals der Begriff „Sauerer Regen“ in den Sprachgebrauch einkehrte und dramatische Folgen für die kommenden Jahre prognostiziert wurden. Die Dramatik ist nicht eingetroffen, was nicht darauf beruht, dass es ein Fehlalarm gewesen wäre, sondern dass der Mensch tatsächlich gesehen hat, dass es so nicht weitergehen kann und die Politik sich massiv um die Umweltverschmutzung kümmerte. Der Wald wurde sogar wieder etwas gesünder – aber: er wurde auch nie wieder wirklich gesund. Später brach mit dem Borkenkäfer die nächste Plage über den Wald herein und seit nunmehr drei Jahren ist es neben der Umweltbelastung und dem Borkenkäfer nun auch noch die Trockenheit.

Während die Laubbäume bisher noch mit der Trockenheit zurechtkommen, geht den Nadelbäumen und insbesondere den Fichten die Luft aus. Ganze Areale, die auch von der Ferne aus zu erkennen sind, sterben ab. Geht man ein bisschen Abseits der Wege durch das Gelände, hört man die Trockenheit förmlich unter den Füßen knacken und knistern – der Boden ist staubtrocken.

In den meisten Fällen verhält es sich jedoch nicht so, dass die Bäume aufgrund der Trockenheit verdursten würden, sondern vielmehr dass sie unter Trockenstress geraten und somit anfällig für den Schädlingsbefall werden. Es ist also letztlich die Kombination, die dem Baum den Garaus macht. Dies ist auch der Grund, warum eine anschließende Regenphase den Baum dann nicht mehr retten kann.

Die Expertenmeinungen gehen aktuell noch sehr weit auseinander, wenn es darum geht, die Zukunftsaussichten deutscher Wälder zu prognostizieren. Während die Einen behaupten, es stürben aktuell nur die Fichten und diese vorwiegend in Gebieten, in denen sie von alleine sowieso nie gewachsen wären – als Argumentation also das Sterben als von der Forstwirtschaft und ihren angelegten Monokulturen hausgemachtes Phänomen bezeichnet wird, meinen die Anderen, die Fichten seien nur die Vorboten für eine sich abzeichnende Tragödie des Waldes.

Bielefeld: Der Teutoburger Wald stirbt
Bielefeld: Der Teutoburger Wald stirbt

Waldsterben Teutoburger Wald

Waldbrände im Teutoburger Wald

Nicht verwunderlich also, dass es dieses Jahr im Teuto rund um Bielefeld schon 3 Waldbrände gab – möglicherweise gar vorsätzlich gelegt, wahrscheinlicher aber, dass sie einfach durch Unachtsamkeit entstanden sind, bzw. unmissverständlicher ausgedrückt: durch hirnlose Dumpfbacken.

Wir leben in einer sog. gemäßigten Klimazone. In unseren Breitengraden ist vieles möglich. Ein Sommer kann nach wie vor komplett verregnet ausfallen und Weihnachten können wir bei 18 °C verbringen – aber die Tendenz ist nicht zu übersehen und wird in absehbarer Zeit unser Landschaftsbild wahrscheinlich sehr verändern. Im schlimmsten Fall könnte schon in wenigen Jahren der komplette Teutoburger Wald so aussehen, wie Teilstücke auf diesen Fotografien. Doch wenn in einigen, vielleicht auch vielen Monaten die Corona-Krise als ein dunkler Schatten in unserer Erinnerung hinter uns liegt, wird uns wieder offenbar werden, dass der Klimawandel kein kurzes Intermezzo ist, sondern etwas, dass nicht einfach so verschwindet. Selbst dann nicht, wenn wir uns der Sache mit ganzer Kraft annehmen würden.

Oktober 2020

Die selbe Stelle 5 Monate später:

Panorama Teutoburger Wald abgeholzt
März 2021

14 Antworten

  1. Naja. Also von Waldsterben kann nicht direkt die Rede sein. Es sterben lediglich die Fichten ab und das liegt schlicht daran, daß die Forstwirtschaft auf diesen minderwertigen Baum gesetzt hat und nun fliegt ihnen ihre verpeilte Monokultur um die Ohren. Hätten wir nicht diese vielen Fichtenflächen, sähen unsere Wälder noch ganz normal aus.

    1. Ich verweise an dieser Stelle auf obige Abschnitte „spektraler Grünton“ und „schlimmster Zustand seit 20 Jahren“. Es scheint leider nicht so, dass nur die Fichten sterben. Vielmehr ist es wohl so, das diese zuerst sterben. Damit, dass unsere Wälder (für den Laien) ohne die Fichten weiterhin ganz normal aussähen, haben Sie recht. In sofern bin ich fast froh, dass es diese Monokulturen gibt und sie dem Menschen mit drastischen Bildern den Klimawandel vor Augen führen.

  2. War vor 5 Tagen das erste Mal im Teutoburger Wald, nahe Paderborn. Mir blutet das Herz, wer nicht sieht wie sehr der Wald leidet, ist blind aus Bequemlichkeit. Unser Wald stirbt und er tut es schnell

  3. Mit SCHRECKEN bin ich vor nicht einmal einem Monat nach langer langer Zeit über die Gauseköte von Detmold/Berlebeck nach Schlangen gefahren. Ich war entsetzt! Nicht nur der Bruch vom Sturm vor ein paar Jahren links Richtung Kreutzkrug war eine leere Fläche. Der ganze Bereich rechts Richtung Senne war ein reines Trümmerfeld aus gefällten toten Bäumen oder resten toter Fichten brsun und leblos! Ich war entsetzt ich bin entsetzt!

    Letztes Wochenende bin ich nachmittags aus Detmold kommend Richtung Hiddissen gefahren. Ich wunderte mich, normalerweise ist der Hermann doch nicht hier an der Ampel zu sehen. Kurzentschlossen bin ich zum Denkmal hoch gefahren. Es war schrecklich. Kein Wald nur tote gefällte oder noch stehende braune Fichten der ganze Wald ist weg. Wie eine riesige leblose Fläche präsentiert sich der frühere schöne Ort. Es ist so traurig und in den Medien ….

  4. , das größte Problem ist nicht der Borkenkäfer nicht die Trockenheit sondern der hohe Holzpreis in China. Korrupte Förster gierige Waldbauern. Der Harvester macht riesen Flächen Platte Teuteburger Wald ist bald Vergangenheit wenn hier nicht sofort etwas unternommen wird.,

  5. Beim Anblick des Teutoburger Waldes kommen einem die Tränen. Bei den Buchen sind die Schaden, die bisher latent vorhanden waren, jetzt in besonderen Maße sichtbar und erschreckend. Viele tote Baumkronen zeigen den bevorstehenen Tod sehr vieler Buchen an. Ein ganzes Ökossystem verändert sich.Von einem stabilen Mischwald entsteht eine andere Waldstruktur von Birken, Vogelbeeren und anderen Weichhölzern. Was sollen die Forstverwaltungen unternehmen? Es läuft auf eine ganz andere Waldstruktur hinaus, die mit den Wäldern unserer Erinnerungen nichts mehr gemein hat. Aufforstungen können diesen Veränderungen kaum etwas entgegenhalten.
    Dieses ist ein deutliches Zeichen der Veränderungen unserer Zeit. Man kann nur hoffen, dass es den nachfolgenden Generationen gelingt, etwas Ähnliches sich wieder entwickeln zu lassen.

  6. Hallo,

    Als jemand der selber viel mit der NAtur verbunden ist und auch selber gerne Bäume pflanzt/Gartenarbeit ect.halte ich das ganze thema Waldsterben für ein künstlich medial aufgebauschte pseudo grüne(Agenda).
    Dort wo der Wald „stirbt“ sind es künstlich angelegte Monokulturen, das hat nichts mit einem sich selbst heilenden Mischkulturwald zutun der wesentlich widerstandsfähiger bezüglich Befall(Borkenkäfer) ist und sich über das Wurzelwerk sich selber mit Wasser versorgt.Von daher ist es eine logische Folge durch fehler in der Forstwirtschaft.

    Was auch hier im Artikel nur eher nebensächlich beschrieben wird sind es meistens nicht nur lokal sondern eben und vorallem Deutschlandweit Brandstiftungen die zum größten teil wohl nicht nur aus „Dummheit“ gelegt werden.

    Mit hoher wahrscheinlichkeit werden auch ein Teil dieser Brände gezielt gesetzt um letztendlich eine mediale Aufmerksamkeit bzw Ablenkung zu erzeugen -> das Klima sei doch schuld (Grüne Verbots politik) sowie -ach wie passend- solche „Nutzflächen“ doch nun endlich für Industriele WIndkraftanlagen zu nutzen. Vielleicht lohnt es sich in diese Richtung mal Nachzudenken.

    Ich empfehle sich grundsätzlich auch mal mit Sepp Holzer zu beschäftigen wie „wir“ als Menschen mit der Natur zusammenarbeiten und nicht dagegen.

    Beste grüße

    1. Also das ist aber gelogen, Hemschbach will sich doch nur besser fühlen und deswegen schiebt er die schuld auf die Forstwirtschaft.Außerdem ist es ein bisschen Egoistisch zu sagen, dass nur die anderen Schuld sind.Wir müssen das zusammen machen, denn dann können wir es vileicht Schaffen den Wald wieder herzustellen.

  7. Mich machen diese Bilder sehr traurig. Ich liebe unseren Teuto, gehe jede Woche darin spazieren. Einge meiner Lieblingspfade sind mittlerweile kahl und das werden sie zumindest in meiner Lebeneszeit (ich bin 76 Jahre alt) wohl auch bleiben. Für mich persönlich könnte es mir egal sein, doch für die Zukunft meiner Enkel macht es mir Angst! Es ist schrecklich, wie ignorant sich die Menschen verhalten: die alten Menschen kaufen nur noch dicke SUV Autos, egal ob nun Diesel oder E-Auto – es ist völlig krank für eine Person 2,5 m breite und 2,5 t schwere Autos durch die Gegend zu fahren. Das ist mir unverständlich. Und die Jugend: ja, da sind viele dabei, die nun energisch ihr Recht auf eine Zukunft einfordern. Gleichzeitig laufen sie mit ihren Bluetooth-Kopfhörern durch die Gegend. Kopfhörer mit fest eingeschweißtem hochgiftigem Akku, die nach 2 Jahren kaputt gehen und dann neu gekauft werden. Jedes Jahr landen so Millionen kleiner giftiger Kopfhörer auf der Deponie. Hauptsache praktisch, hauptsache cool und neu. Mensch, du machst mich traurig…

  8. In der Zusammenfassung sind die Kommentare doch vorwiegend der gleichen Meinung, dass der der Zustand des Waldes erschreckend ist. Einige die das nicht erkennen wollen, sind natürlich auch dabei.
    Jetzt sind ja schon einige Monate ins Land gegangen und die Situation ist schon so gekommen, dass der derzeitige Aufwuchs eine Mischung Pflanzen und Hölzern ist, die als Pioniergehölze bezeichnet werden.Die Struktur von einem gut bewirtschafteten Forst ist eine Mischung aus biologischen Zusammenhängen und wirtschaftlichen Zwängen. In einem einem sich selbst überlassenen Aufwuchs sind diese Ziele schwer möglich. Sicherlich waren die Monokulturen von Fichten eine Ursache das starke Auftreten des Borkenkäfers in Fichtenbeständen zusammen mit den Klimaveränderung der letzten Jahre.gehabt. Aber die anderen geschädigten Bäume wie zum Beispiel von z. B. Buchen, Kiefern, Eschen Kastanien sind der Ausdruck für die stark veränderten Bedingungen, der vergangenen Jahre.
    Der Wald ist ein Biotop, in dem alle Einflüsse ihre Auswirkungen haben. Wie soll ein Technikaffiner Mensch diese Zusammenhänge erkennen. Die Ergebnisse der letzten Jahre sind aber bei genauerem Hinsehen für alle sichtbar.
    Ich persönlich hoffe, dass die Erkenntnisse der heutigen Menschen dazu beitragen werden, dass kein gänzlicher Kollaps der Natur und Umwelt stattfinden wird, zum Wohle unserer Nachfahren.

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